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Neue Sonderausstellung im Museum Bezau: Foto Hiller. Bildgeschichte Bregenzerwald

Ob Werbefotos für Hotels, Schwimmbäder und Seilbahnen, Portraits fürs Familienalbum oder Erinnerungen an Hochzeit, Erstkommunion oder Dorffeste – das Fotostudio Hiller in Bezau dokumentierte über sieben Jahrzehnte das Leben im Bregenzerwald und die Veränderungen der Talschaft. Aufbauend auf die große Hiller-Ausstellung im vorarlberg museum, die im Februar dieses Jahres zu Ende ging, zeigt das Museum Bezau ab 19. Juli 2025 die Geschichte der Fotografen-Familie Hiller. In Kooperation mit der Vorarlberger Landesbibliothek und dem Bregenzerwald Archiv werden Teile des umfangreichen Nachlasses der Hillers erlebbar gemacht – darunter die Familiengeschichte und die Arbeit im Studio Kriechere 70 in Bezau, eindrucksvolle Landschaftsaufnahmen, längst verschwundene Tourismuseinrichtungen sowie Eindrücke vom Dorfleben, von Trachten und auch vom Krieg.

Johann Kaspar Hiller (1887 – 1946), geboren in Reuthe nahe Bezau, war ausgebildeter Bildhauer. Im Ersten Weltkrieg war er als Kriegsfotograf tätig, und so entstanden rund 150 Aufnahmen von der italienischen Front. Nach seiner Heirat im Jahr 1922 richtete er im Haus seiner Schwiegereltern in Bezau das erste Fotostudio der Region ein. Aus dem ganzen Bregenzerwald kamen die Menschen zu besonderen Anlässen, um sich beim „Hiller“ fotografieren zu lassen – sei es zur Erstkommunion, zur Hochzeit oder nach der Musterung, etwa für die sogenannten „Spielbubenfotos“. Mit dem aufkommenden „Fremdenverkehr“ im Bregenzerwald eröffnete sich bald ein ertragreicheres Geschäftsfeld: Gasthäuser, Hotels und andere Betriebe bestellten Ansichtskarten in größeren Auflagen für ihre Werbung, und auf Postkarten wurde die landschaftliche Idylle der Region wirkungsvoll in Szene gesetzt.

Hedwig Hiller – Die erste Berufsfotografin Vorarlbergs
Alle fünf Kinder aus der Ehe von Johann Kaspar Hiller und Maria Hiller (geb. Dünser) erlernten das Fotografenhandwerk. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1946 – kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs – übernahm sein Sohn Kaspar jun. den Betrieb und führte ihn bis zu seinem frühen Tod 1958. Danach lag das Schicksal des Studios plötzlich in den Händen seiner Schwester Hedwig. Entschlossen, das Erbe weiterzuführen, führte sie ihre fotografische Ausbildung fort. Nach ihrer Lehre und mehreren Praktika bei renommierten Fotografen legte sie 1959 als erste Frau in Vorarlberg die Meisterprüfung als Fotografin ab. Mit großem Engagement modernisierte Hedwig Berchtel (geb. Hiller) das Fotostudio und leitete es bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1995. Die Ausstellung zeigt auch, wie Frauen im 20. Jahrhundert zunehmend Zugang zu männerdominierten Berufen fanden – und diese mitgestalteten. Ihre enge, oft freundschaftliche Beziehung zu den abgebildeten Personen spiegelt sich bis heute in der Ausstrahlung vieler ihrer Porträts wider.

Die Sonderausstellung „Foto Hiller. Bildgeschichte Bregenzerwald“ bietet einen eindrucksvollen Einblick in das fotografische Schaffen der Familie Hiller. Der Kurator Johannes Inama und der Gestalter Björn Matt präsentieren analoge Fotografie in ihrer Blütezeit sowie wertvolle Bilddokumente zur Geschichte des Bregenzerwaldes. In einer interaktiven Dunkelkammer können die Besuchenden aus Hunderten Aufnahmen persönliche Erinnerungen aufspüren und in die Gegenwart holen.

In zwei weiteren Räumen, den ehemaligen Schlafkammern, veranschaulichen auf symbolischen Ofenstangen befestigte Stoffbahnen zentrale Themen der Ausstellung: Die Familiengeschichte rund um Kaspar Hiller und seine Tochter Hedwig Berchtel, die Arbeit im Fotostudio Hiller, Werbefotografie für Tourismus und Landschaft, das dörfliche Leben, Porträts und Trachten.
Ergänzt wird die Schau durch eine Auswahl an Kameras, Laborgegenständen und technischen Geräten aus der Privatsammlung der Familie Berchtel.

Die Ausstellung lädt dazu ein, das gestalterische Gespür und die kreative Vielfalt der Fotografenfamilie Hiller zu entdecken – und ihr Lebenswerk in bleibender Erinnerung zu behalten.

Fact-Box:
Foto Hiller. Bildgeschichte Bregenzerwald, Sonderausstellung im Museum Bezau
Die Vernissage findet am Samstag, 19. Juli, um 19 Uhr, statt. Der Eintritt ist frei.
Sonderführungen mit Rudolf Berchtel am Sonntag, 20. Juli, um 14 Uhr und 16 Uhr

Dauer der Ausstellung bis Juli 2027
Öffnungszeiten und öffentliche Führungen: www.museum-bezau.at
Kurator: Johannes Inama
Leitung Ausstellung: Theresia Fröwis
Szenografie, Design und Grafik: Büro SUPER, Björn Matt, Egg
Sicherung der Fotobestände: Rudolf Berchtel, Bezau
Medientechnik: Martin Beck, Rankweil
Betreuung der Fotobestände: Katrin Netter, Bregenzerwald Archiv in Egg, und Thomas Feurstein, Vorarlberger Landesbibliothek in Bregenz

Fotos: Hinterholzer/Museum Bezau

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